Atelier Georg Louis von Bogen

Antiquitäten · Kunst & Design

Das Geheimnis der Bodenmarken. [ausgearbeitet von Heiko von Bogen, unter Bezug der genannten Quellen]

Schon oft traten Porzellanliebhaber an mich heran und zeigten voller Stolz ihr Fraureuther Porzellan. Sehr häufig musste ich sie enttäuschen und mitteilen, dass es sich nicht um Fraureuther Porzellan handelt obwohl der Passus "Fraureuth" unter dem Objekt steht.   

In diesem Beitrag möchte ich dazu beitragen, das Wirrwarr um die Bodenmarken, die den Begriff Fraureuth enthalten, näher darzustellen.

Als Quellen dienten mir dabei das Buch und die CD-Rom >>Wachgeküsst<< Verborgene Schätze der Fraureuther Porzellanfabrik von Dr. Susanne Fraas, die Seite des Sammlers Stefan Tichter - www.fraureuth-porzellan.de, die Seite der Porzellanfabrik Wallendorf - www.wallendorfer-porzellan.de sowie die Privatsammlung: "von Bogen-Heydrich".

Am Ende der Seite gibt es noch einen kurzen Film über die Bodenmarken.

Zunächst die Bodenmarken, welche durch die Porzellanfabrik Fraureuth AG - vormals v. Römer und Foedisch tatsächlich belegt sind:

Nr. 01


Älteste Marke Nr.01: von 1866 bis verm. 1899, in den Scherben gepresst. 

Die Zahl unter dem F ist nicht eindeutig geklärt.

Entweder war die Zahl personenbezogen auf den Ausformer oder sie war ein Hinweise auf die Gefäßform.

Nr. 02


Nr. 03



Nr. 04

Die Marke Nr. 02 wurde am 27.2.1899 in das Reichswarenzeichenregister eingetragen. 

Oft in die Masse gepresst (Nr.02),



sowohl als grüne Unterglasurmarke verwendet (Nr.03)


oder ohne Krone und Kreis in die Masse gepresst (Nr.04). 

Die Marken Nr. 02, 03, 04 wurden in Kombination mit anderen Zeichen und Schriftzügen bis 1926 verwendet.

Nr. 05


Die Marke Nr.05 ist wohl die am häufigsten vorkommende Bodenmarke. Sie wurde 1899 eingeführt und war bis 1926 in Gebrauch. Sie kommt in verschiedenen Größen und Schriftarten vor und wurde häufig mit anderen Fraureuther Bodenmarken und Zeichen kombiniert. Sie findet hauptsächlich in der Geschirrproduktion Verwendung.


Nr. 05a


In Verbindung mit dem Schriftzug Unterglasur für die legendären Unterglasurdekore. 

In Kombination mit dem Schriftzug Kunstabteilung (Nr.06) auch für Plastiken und Kunstobjekte.

Nr. 06


Unterglasurmarke Nr.05 in Kombination mit dem Aufglasurschriftzug "Kunstabteilung" 

Frühestens ab 1915 für Ziergegenstände wie Vasen, Dosen und Plastiken.

Nr. 07


Die Marke Nr.07 kommt meist als grüne Unterglasurbodenmarke vor.
Sehr häufig verwendete Marke für Kunstporzellan wie Vasen, Dosen und Plastiken.

Nr. 07a


Die Marke Nr.07 kommt bei sehr kleinen Objekten auch ohne Spiegelmonogramm vor.

Nr. 08


1910 vermutlich bis 1926 "Exportmarke" (Nr.08) meist als Unterglasurmarke in grün aber auch Aufglasurmarke. Die Wahl des Wortes "Saxony" ist verwunderlich, lag doch die Porzellanfabrik in diesem Zeitraum im Fürstentum Reuss ä.L. und damit in Thüringen. Aufklärung bringt die Linguistik. Ist doch in den Vereinigten Staaten von Amerika das Wort "Saxony" im Kontext mit Porzellan, ein Synonym für "Meißner Porzellan ©", kann man einen geschickten Winkelzug der Porzellanfabrik Fraureuth AG vermuten, die nun mit großen Schritten den internationalen Markt eroberte. Auch auf Firmenpapieren wird immer darauf hingewiesen, dass doch die Bahnstation der Fabrik im benachbarten Werdau, und damit in Sachsen liegt.

Nr. 09


Nr. 09 - Variation der Exportmarke (Nr.08) ab 1918 - 1926 mit dem Zusatz "handgemalt".

[Der Papieraufkleber mit Wappen ist die Markierung meiner privaten Sammlung.]

Nr. 10


1919 - 1926 

Meist verwendete Bodenmarke für Zierporzellan (Nr.10), wahrscheinlich die Bodenmarke der frühestens 1915, spätestens 1919 eingerichteten Kunstabteilung Fraureuth in Wallendorf.

Nr. 10a


1917 bis verm. 1926 

Aufglasurbodenmarke in schwarz (Nr.10a) für handgemalte Zierartikel 

der Kunstabteilung Fraureuth in Wallendorf.

Nr. 10b


Marke Nr.10a als rote Aufglasurbodenmarke (Nr.10b). Verwendung vermutlich für handbemalte Zierobjekte der Malereiabteilung in Lichte und/oder Wallendorf.

Nr. 11


1909 - 1926 

Aufglasurbodenmarke Nr.11 findet häufig Verwendung auf Ziergeschirr wie Mokkatassen, Wandtellern usw. ACHTUNG, diese Marke ist in ähnlicher Form auch als Fälschung belegt. Bei der gefälschten Marke berührt das F den Kreis.

Nr. 11a


1913 bis ? 

Unterglasurbodenmarke Nr. 11a ist für Zierporzellan wie Vasen und Ähnliches belegt.

Nr. 12


1914 bis verm. 1919 

Aufglasurbodenmarke Nr. 12: „ZU GUNSTEN DER NATIONALSTIFTUNG FÜR DIE HINTERBLIEBENEN DER IM KRIEGE GEFALLENEN“
Zierporzellan mit minimalsten Fehlern (meist kaum zu sehen) sozusagen 2. Wahl, wurden nicht selten mit dieser Bodenmarke versehen und zu Gunsten der Hinterbliebenenhilfe verkauft. 20% des Erlöses flossen der Stiftung zu.
Häufig, aber nicht ausschließlich, handelt es sich um Objekte mit patriotischem Bezug.

Nr. 13



Nr. 14



Nr. 15






1917 - 1926 

Rote Aufglasurbodenmarken (Nr.13, 14, 15) der Fraureuther Malereiabteilung Dresden, in Kombination mit anderen Bodenmarken der Porzellanfabrik Fraureuth AG.

Verwendung nur für Zierporzellan, welches in den Malereiabteilungen Dresden dekoriert wurde.

Nr. 16


1917 - 1926 

Rote Zusatz - Aufglasurbodenmarke Nr.16, vermutlich für handgemalte Kunstporzellan-Erzeugnisse der Kunstabteilung Fraureuth in Wallendorf oder der Fraureuther Malereiabteilung in Lichte.

Nr. 17


Reliefbodenmarken Nr. 17 und 17a 




Nr. 17a


Sehr seltene Sonderbodenmarke im erhabenen Relief.

Die Porzellanfabrik Fraureuth AG verkaufte, wie alle Porzellanfabriken, ihre Weißware an kleinere private Malereien. Diese versahen dann die Stücke mit eigenen Dekoren und der entsprechenden Hausmarke. Um Fraureuther Porzellan handelt es sich mit Sicherheit, aber das Dekor ist von der jeweiligen Malerei. Hier einige Beispiele:


  

Unterglasurmarke Nr.05 kombiniert mit der Marke der 

Porzellanmalerei Sonntag & Söhne, Geiersthal, Thüringen.



Unterglasurmarke Nr.05 

kombiniert mit der Marke einer unbekannten Porzellanmalerei.



Unterglasurmarke Nr.05 

kombiniert mit der Marke der Porzellanmalerei Leopold Petschauer, Greiz - Markt 6.



Unterglasurmarke Nr.05 

kombiniert mit der Marke der Porzellanmalerei Hertwig, München.

Eine Besonderheit stellt die Porzellanmalerei: Fraureuther-Porzellan-Manufaktur-Otto-Kunze dar. Der ehemalige Obermaler der Porzellanfabrik Fraureuth AG machte sich bereits 1925, vor dem Konkurs seines Arbeitgebers, selbstständig.





Marke - Kunze 01:

Fraureuther-Porzellan-Manufaktur-von-Otto-Kunze - Fraureuth 1925 bis verm. ca. 1945. Das Wort Manufaktur ist irreführend, wurde doch in der Firma Kunze nur dekoriert und bemalt, Porzellan selber wurde nicht hergestellt.



Marke - Kunze 02: Otto Kunze - Fraureuth

verm. 1945 - 1953

Die Porzellanmalerei: Fraureuther Porzellan Manufaktur Otto Kunze, benutzte den Passus Fraureuth weil der Firmensitz in Fraureuth lag.



Marke - Kunze 03: Fraureuther Porzellan Manufaktur - Fraureuth

1953 verm. bis 1970. Dekoriert wurde unter anderem Porzellan aus der Konkursmasse der Porzellanfabrik Fraureuth AG, welches Otto Kunze 1926 für 29.519,05 RM nebst Malereibedarf kaufte.



Marke - Kunze04: Fraureuther-Porzellan-Manufaktur, Fraureuth.

verm. 1970 - 1989. In der ersten Zeit beschäftigte er auch Porzellanmaler aus der Porzellanfabrik Fraureuth AG. Aber auch anderes Porzellan wurde bemalt, oft von Kästner/Zwickau aber auch aus Selb, Weimar, Ilmenau u. a.

Mehre Firmen benutzten nach dem Konkurs der Porzellanfabrik Fraureuth AG den Namen Fraureuth als Werbeträger auf ihrem Porzellan.

Heubach

01



Heubach

02



Heubach

03

Bei einigen Porzellanobjekten besteht ein Bezug zur Porzellanfabrik Fraureuth AG.


Aus deren Konkurs kaufte die Firma Heubach für 6500 Reichsmark einige Modelle und Formen der Kunstabteilung der Porzellanfabrik Fraureuth AG in Wallendorf.
 


In Lichte wurden sie weiterproduziert. Unter der Marke Heubach wurden die Objekte mit dem Zusatz "Modell Fraureuth" versehen.
 


Schon öfter sind mir Plastiken untergekommen, auf denen die Marke vollständig ausgeschliffen und nur noch "Modell Fraureuth" zu lesen war.

Es kann nur gemutmaßt werden, dass sich die "Täter" davon eine Wertsteigerung erhofften, indem sie die Objekte nun als "Original Fraureuth" verkaufen konnten.

Komplizierter wird es mit der Porzellanfabrik Schaubach Kunst und der Porzellanfabrik Wallendorf.


Heinz Schaubach, der Leiter der ehm. Kunstabteilung der Porzellanfabrik Fraureuth AG in Wallendorf, kaufte 1928 das Werk und richtete dort seine Porzellanfabrik “Schaubach Kunst” ein.

Heinz Schaubach kaufte bereits 1926 Konkursware für 25.124,94 RM von der Porzellanfabrik Fraureuth AG.

Es ist anzunehmen, dass die Porzellanmasse und die Farben anfänglich die selben waren, wie sie auch bei den Fraureuther Kunstporzellanen Verwendung fanden.



Es wurden Figuren mit der Marke "Schaubach Kunst" hergestellt, die zusätzlich den Schriftzug "Fraureuth" aufweisen. Manche der Figuren sind tatsächlich durch die Porzellanfabrik Fraureuth AG belegt, andere wiederum nicht. Es kann nur spekuliert werden, ob Heinz Schaubach Modelle aufgriff, die zwar unter der Feder der Porzellanfabrik Fraureuth AG entworfen, aber nie hergestellt wurden oder ob er den Zusatz Fraureuth nur anbrachte, um den Absatz zu steigern.




1953 wurde der Betrieb von Heinz Schaubach enteignet und war nun Volkseigentum.

Zunächst mit der abgewandelten Schaubachmarke mit Zusatz VEB.

Dann mit der W - Marke unter:

>>V.E.B Schaubach Kunst Wallendorf<<

Auch unter sozialistischer Führung wurden bis in die 1960ger Jahre Modelle hergestellt, die augenscheinlich einen Fraureuther Bezug hatten. Außer dem Schriftzug Fraureuth sind mir allerdings keine Belegstücke bekannt, die wirklich einen Bezug zu Fraureuth haben.